ARBEITSKREIS MENSCHENRECHTE (AKM)
◆ Working Group for Human Rights ◆

MEXIKO: Verónica und Erick Iván Razo Casales seit 11 Jahren inhaftiert und gefoltert

Quelle: Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter (ACAT), www.acat-deutschland.de

Die Geschwister Verónica und Erick Iván Razo Casales sind seit 11 Jahren ohne Gerichtsverfahren in Haft. ACAT Deutschland hatte sich bereits im Juni 2016 mit einer Dringlichkeitsaktion für sie eingesetzt. Im Mai 2017 haben Vertreterinnen der ACAT u.a. auch das Schicksal dieser Inhaftierten in einem Gespräch mit dem damaligen mexikanischen Botschafter thematisiert.


Am 8. Juni 2011 waren Verónica und Erick Iván Razo Casales gewaltsam und ohne Haftbefehl von Angehörigen der Bundespolizei in Zivil an zwei verschiedenen Orten in Mexiko festgenommen worden.

Statt, wie gesetzlich vorgesehen, direkt der Staatsanwaltschaft vorgeführt zu werden, wurden sie auf einen Polizeiposten gebracht und dort über mehrere Stunden hinweg gefoltert. Die Geschwister mussten Schläge, Elektroschocks und simuliertes Ertrinken über sich ergehen lassen. Verónica wurde zudem vergewaltigt.

Laut ACAT Frankreich wurden Verónica und Erick Iván Razo Casales ohne Kontakt zu einem Anwalt am 10. Juni 2011 gezwungen, „Geständnisse“ zu unterschreiben, mit denen sie sich skrupelloser Entführungen bezichtigten. Danach wurden sie 60 Tage lang in Verwaltungshaft gehalten. Anschließend kamen Verónica und Erick Iván Razo Casales in Untersuchungshaft. Ihre Mutter, Austreberta Casales, konnte sie daraufhin in Gewahrsam besuchen.

Verónica wurde in ein Krankenhaus gebracht. Die Behörden gaben den Ärzten Anweisungen bei der Untersuchung – offenbar, um die Misshandlungen zu vertuschen. Verónica wurde im Dezember 2015 bei einer Verlegung in ein anderes Gefängnis zusammen mit anderen Insassen gefoltert, auch sexuell missbraucht. Sie befindet sich heute in einem Frauengefängnis in Morelos.

Erick ist in einer anderen Einrichtung in Almoloya. Trotz der Schwere der Folter und der schweren Verletzungen, unter denen sie leiden, erhalten Verónica und Erick nicht oder nur sehr eingeschränkt die für ihre Gesundheit erforderliche medizinische Versorgung.

Die Nationale Menschenrechtskommission stellte im März 2017 fest, dass sie willkürlich festgenommen und gefoltert wurden und keinen Zugang zu einem fairen Verfahren hatten.

Anfang Februar 2022 wurde einer ihrer Peiniger, Porfirio Javier Sánchez, heute Chef der Sicherheitsbehörde des Bundesstaates Aguascalientes, wegen Folter und der Herstellung falscher Beweise verhaftet. Er arbeitete damals für die Bundespolizei in Mexiko-Stadt. Seine Festnahme ist das Ergebnis einer Untersuchung, die 2016 u.a. wegen seiner mutmaßlichen Beteiligung an den Folterungen von Erick und Verónica eingeleitet wurde. Er steht vor Gericht, das entschieden hat, ihn vor Abschluss des Verfahrens nicht freizulassen.

Am 29. Juli 2021 verabschiedete die UN-Arbeitsgruppe für willkürliche Inhaftierungen eine Stellungnahme, in der sie die Inhaftierung der Geschwister als willkürliche Freiheitsberaubung bezeichnet, die gegen internationales Recht verstößt. Die Arbeitsgruppe fordert ihre sofortige Freilassung, die Achtung ihres Rechts auf Wiedergutmachung sowie die Einleitung einer umfassenden und unabhängigen Untersuchung.

Trotz dieser Entwicklungen wurden Erick und Verónica bisher nicht freigelassen.

>>> Bitte helfen Sie mit, die Freilassung der Geschwister Razo zu erreichen, indem Sie das nachfolgende Schreiben an den Präsidenten des Obersten Gerichtshofs (via Botschaft in Berlin) schicken.


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Sr. Arturo Zaldívar Lelo de Larrea
Presidente del Consejo de la Judicatura Federal
c/o: Botschaft der Vereinigten Mexikanischen Staaten
Klingelhöferstraße 3
D-10785 Berlin

Fax: 030-269323700
E-Mail: mexale@sre.gob.mx


Sehr geehrter Herr Präsident,

mit großer Sorge vernehme ich Berichte über die seit 11 Jahren andauernde Inhaftierung der Geschwister Verónica Razo Casales und Erick Iván Razo Casales.
Beide befinden sich seit Juni 2011 allein auf der Grundlage eines unter Folter erzwungenen Geständnisses in Untersuchungshaft. Die Geschwister mussten Schläge, Elektroschocks und simuliertes Ertrinken über sich ergehen lassen. Verónica wurde zudem vergewaltigt. Ermittlungen gegen die Gefangenen wegen angeblicher Entführung blieben ergebnislos und es konnten keine ernsthaften Beweise vorgelegt werden. 
Die Nationale Menschenrechtskommission stellte im März 2017 fest, dass sie gefoltert und willkürlich festgenommen wurden und keinen Zugang zu einem fairen Verfahren bekommen hatten.

Am 29. Juli 2021 bezeichnete die UN-Arbeitsgruppe für willkürliche Inhaftierungen die Inhaftierung von Verónica und Erick Razo Casales als völkerrechtswidrigen und willkürlichen Freiheitsentzug.

Die UN-Arbeitsgruppe forderte ihre sofortige Freilassung, die Achtung ihres Rechts auf Wiedergutmachung sowie die Einleitung einer umfassenden und unabhängigen Untersuchung.

Daher appelliere nachdrücklich an Sie, darauf hinzuwirken, dass:

> Verónica und Erick Iván Razo Casales unverzüglich, bedingungslos und dauerhaft freigelassen werden, da sie weit über die gesetzliche Frist hinaus in Untersuchungshaft festgehalten worden sind;
> beide Gefangenen uneingeschränkten Zugang zu medizinischer Versorgung sowie Schutz vor weiterer Folter und anderer inhumaner Behandlung erhalten;
> die Ermittlungen wegen der von den Geschwistern erlittenen Folter fortgesetzt

werden.

Freundliche Grüße




KOPIEN:

>>> Auswärtiges Amt, Werderscher Markt 1, D-10117 Berlin, Fax: 03018-17-3402, E-Mail: buergerservice@diplo.de

>>> Deutscher Bundestag, Ausschuss für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe, Platz der Republik 1, D-11011 Berlin, Fax: 030-227-36051, E-Mail: menschenrechtsausschuss@bundestag.de